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WF trac Werner 1100: Treuer Begleiter
WF trac Werner 1100: Treuer Begleiter
Für Nikki Koch ist sein WF trac 1100 ein treuer Begleiter — nicht nur im Forsteinsatz. Wir werfen einen Blick auf seinen Waldarbeiter mit MB trac-Genen.
Niklas Koch, genannt Nikki, ist Ein-Mann-Unternehmer aus dem saarländischen Wadern. Er bietet zum einen Forstdienstleistungen an, zum anderen aber auch Veranstaltungstechnik und -durchführung. Bei beiden Geschäftsfeldern kommt sein WF trac 1100 zum Einsatz.
„Ich veranstalte unter anderem ein eigenes Festival auf einer Burgruine hier in der Nähe“, erzählt der Saarländer lachend. „Vom Getränkewagen über die Soundtechnik bis hin zu den Dixi-Toiletten wird alles mit dem WF trac auf den Berg geschleppt, mit dem Auto ist da wenig zu machen.“ Trotzdem liegt der Schwerpunkt der Maschine natürlich im Forsteinsatz. Den hatte Forstspezialist Werner vor Augen, als es an die Entwicklung des WF trac ging.
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Werner zählte schon beim Unimog und kurz seit seiner Vorstellung auch beim MB trac zu einem der wichtigsten Zubehörlieferanten — vor allem für den Einsatz im Forst. Die Liste der möglichen Ausstattungen ist dabei endlos: Seilwinden, Schutzrahmen, Kranaufbauten, Polter-, Stütz- und Planierschilder, Rückeaufbauten und vieles mehr. Mit der Einstellung des MB trac 1991 brach für Werner damit ein wichtiges Grundfahrzeug für die Forstausrüstung weg.
Kurzerhand entwickelte das Unternehmen aus Trier einen eigenen Trac-Schlepper für den Forsteinsatz, dessen Basis unverkennbar auf dem MB trac beruht. So stammen neben dem Leiterrahmen sowohl die gefederte Vorderachse — eine echte Besonderheit im Forstschlepperbereich — als auch die hintere Portalachse vom MB trac bzw. Unimog. Auch bei der Farbgebung zielte man ganz klar auf die bisherige MB trac-Kundschaft ab.
Komfortgewinn
Das trug auch bei Nikki Koch Früchte: Während sein erster Forstschlepper noch ein MB trac 900 turbo war, wechselte er schnell zum gebrauchten WF trac: „Das Getriebe und die Kabine sind einfach deutlich komfortabler als beim MB trac“, weiß der Trac-Fan.
Im Gegensatz zum MB trac 1100 mit sechs Zylindern setzte Werner im „Elfhunderter“ auf den bewährten Mercedes Benz-Vierzylinder OM 364 A — im WF trac von Nikki Koch hat dieser bereits über 23.000 Stunden auf dem Zähler!
Eine der größten Änderungen im Vergleich zum MB trac findet sich aber beim Getriebe: Statt der klassischen Split-Schaltbox des MB trac findet sich hier ein Wandlergetriebe mit acht lastschaltbaren Stufen vorwärts und vier rückwärts. Zusätzlich gibt es eine mechanische Untersetzung. Geschaltet werden die Stufen per Drehstockhebel links unter dem Lenkrad, eine komfortable Lösung. Dazu trägt auch die lastschaltbare Wendeschaltung bei, die am gleichen Hebel bedient wird. Für die Ölversorgung der Anbaugeräte sorgt eine Loadsensing-Hydraulik mit einer Leistung von 105 l/min.
Seil und Zange
Grundsätzlich war der WF trac auch als nackter Trac-Schlepper erhältlich — mit Front- und Heckhubwerk sowie Schnellwechselrahmen am hinteren Aufbauraum vor allem für den kommunalen Einsatz. Für schwere Zug- oder Ackerarbeiten war das für den Forsteinsatz ausgelegte Getriebe aber weniger geeignet.
Interessanter sind die Optionen für den Einsatz im Wald — wie bereits beim MB trac sind hier der Fantasie fast keine Grenzen gesetzt. Der WF trac 1100 von Nikki Koch ist mit zwei funkferngesteuerten 6-t-Winden an der Front ausgestattet, deren 110-m-Seile über Rohre im Rahmen zum Heck geführt sind. In Verbindung mit dem hydraulischen Polterschild, das gleichzeitig als Abstützung im Windenbetrieb dient, können so schwere Stämme auf die Gasse gezogen oder Bäume während des Fällens im Seil gesichert werden.
„Mein Highlight ist aber der Kran“, erklärt der 32-Jährige. „Damit lassen sich nicht nur schwere Stämme gut bewegen, sondern auch Dixi-Klos einfach versetzen“, erklärt der Veranstalter des Rave-Festivals „Nikkis Castle“ mit einem Augenzwinkern. Der Kran ist eine Eigenentwicklung von Werner und bietet rund 6 m Auslage. Niklas Koch hat den originalen Zangengreifer inzwischen gegen eine Zange von Hultdins getauscht.
Dreh dich
Eine komplette Neuentwicklung war die Kabine des WF trac. Während beim MB trac meist ein außenliegender Rohrrahmen als Schutz um die Kabine montiert wurde, ist dieser nun nicht mehr nötig. Die Kabine hat zwar mehr Glasfläche als die „Telefonzelle“ des MB trac, ist gleichzeitig aber deutlich massiver konstruiert. Während die Sicht nach vorn durch den großen Dachüberstand eher mäßig ist, erlaubt die große Heckscheibe einen hervorragenden Blick auf den Kran.
Bei der täglichen Arbeit kommt hier eine weitere Evolution im Vergleich zum MB trac groß raus: Der komplette Fahrerstand lässt sich per Knopfdruck hydraulisch drehen. Und das, ohne dass der Fahrer sich vom Sitz erheben muss. In jeder Position kann die Maschine komplett bedient werden. Ebenfalls komfortabel: Die Kransteuerung erfolgt über zwei Joysticks an den Armlehnen rechts und links. Ansonsten ist die Kabine eher spartanisch, hat der hohen Stundenzahl im rauen Forsteinsatz aber bisher gut standgehalten.
Wir halten fest
Mit über 23.000 Stunden auf der Uhr hat der WF trac 1100 schon viel Wald gesehen. Seit zwei Jahren setzt Einzelunternehmer Nikki Koch den Trac-Schlepper mit Doppeltrommelwinden, Bergstütze und Kran als treuen Begleiter in seinem Betrieb ein — sowohl im Wald als auch als Helfer bei Veranstaltungen und Events. Der Forstschlepper ist ein Zeuge aus einer Zeit, als der Forsttechnikausrüster Werner mit dem Ende des MB trac einen treuen Begleiter verlor — und sich kurzerhand entschloss, selbst Forstschlepper zu produzieren.
Ein richtiger Schritt, denn heute bilden Forstschlepper einen wichtigen Baustein im Werner-Programm. Die ersten Modelle, zu denen auch der WF trac 1100 zählt, können ihren Ursprung kaum verleugnen. Dagegen haben die aktuellen WF tracs der heutigen Werner Forst- und Industrietechnik Scharf GmbH mit Drehkabine, stärkeren Motoren und Varianten wie Knicklenkung oder drei Achsen außer der Farbe kaum noch etwas mit ihren Vorfahren gemein.