Gut zu wissen
- Hängewagen, die zum Abdrehen sehr beliebt sind, müssen nicht unbedingt teuer sein.
- Die gleichmäßigsten und genausten Ergebnisse hat jedoch das zweitteuerste Modell erzielt.
- Eine angemessene Abschaltautomatik ist nicht bei allen Geräten hinterlegt.
Nach dem Abdrehen die aufgefangene Menge verwiegen und anschließend die passenden Einstellungen vornehmen — diesen Prozess kennen Sie. Wenn die Drillmaschine oder der Düngerstreuer trotzdem auf den letzten Metern leerläuft, ist etwas schiefgelaufen. Womöglich hat die Waage keine präzisen Werte angezeigt?
Um Wiegeungenauigkeiten zukünftig auszuschließen, haben wir sechs Hängewaagen verglichen. Die Testkriterien waren folgende: 10 g-Teilung, mindestens 10 kg Messbereich und Anschaffungspreise zwischen 10 Euro und 100 Euro. Entstanden ist eine Testgruppe mit diesen Modellen:
- Digitale Kofferwaage von KKmoon für 9,99 Euro (alle Preise inklusive Mehrwertsteuer),
- Tara PS7600 von Burg Wächter für 16 Euro,
- Digiscale 25 von Kerbl für 19,99 Euro,
- Digitale Hängewaage von Vogel Germany für 32 Euro,
- die HDB 10k10N von Kern für 59,90 Euro
- und die HCB 20K10 von Kern für 99,99 Euro.
Während die günstigste Waage mit bis zu 75 kg den höchsten Messbereich erlaubt, geben die Hersteller für die Geräte im preislichen Mittelfeld Lasten zwischen 25 und 40 kg frei. Die beiden Kern-Modelle verkraften laut Hersteller maximal 10 bzw. 20 kg.
Messgenauigkeit bei den Hängewaagen
Um die Messwerte miteinander zu vergleichen, haben wir die Waagen nacheinander in drei Durchgängen mit denselben Gewichten belastet, jeweils mit 1 kg, 5 kg, 10 kg und 15 kg. Als Referenz dient eine Wägung der Prüfgewichte auf einer geeichten Plattformwaage.
Fünf der Testwaagen brachten ausreichende Ergebnisse. Dazu zählen die drei preiswerten Modelle von KKmoon, Burg Wächter und Kerbl sowie die beiden teuren Hängewaagen von Kern.
Während die drei günstigen Modelle und das teuerste Gerät mit weniger als 1 % Abweichungen punkteten, glänzte das 10-kg-Modell von Kern mit Anzeigewerten ohne nennenswerte Messfehler — super.
Als Schlusslicht dieser Testgruppe präsentierte sich die Hängewaage von Vogel Germany. Dieses Gerät hat durchweg zu geringe Werte angezeigt, was z. B. beim Abdrehen bei der Weizenaussaat merkliche Folgen nach sich ziehen würde:
Gehen wir von einer Aussaatstärke von 200 kg/ha und einer 1/40-ha-Abdrehprobe aus, dient die 5-kg-Messvariante als Referenz. Mit 4,60 kg anstatt der 5,00 kg zeigte diese Waage exakt 8 % zu wenig an. Hätten Sie daraufhin Ihre Sämaschine abgedreht, würden Sie ihre gewünschte Saatstärke um ganze 16 kg/ha unterschreiten.
Ob sich die Waage kalibrieren lässt, verrät die spärliche Betriebsanleitung nicht. Anders ist das bei den beiden Kern-Modellen, womit sich vermutlich die Abweichungen des teuersten Testgeräts anpassen ließen.
Beleuchtung bis Einstellungen
Einige Geräte bieten eine Hintergrundbeleuchtung des Displays (KKmoon, Burg Wächter und Kerbl), was aus unserer Sicht nicht erforderlich ist. Um die Lebensdauer der Batterie zu verlängern, ist eine manuelle (KKmoon) oder automatische Abschaltung (Kerbl) der Beleuchtung sinnvoll, beim Gerät von Burg Wächter bleibt die Beleuchtung permanent an. Vermisst haben wir eine Hintergrundbeleuchtung bei der Waage von Vogel Germany, da das Display hier sehr dunkel und dadurch schwer abzulesen ist. Ähnlich unkomfortabel lässt sich die Anzeige der Kerbl-Waage ablesen, da die Zahlen nur aus einem passenden Blickwinkel sichtbar sind.
Werte einfrieren
Alle Geräte bis auf das preiswerte Modell von KKmoon bieten eine automatische Holdfunktion — praktisch zum Ablesen der Messwerte. Bei KKmoon muss man diese Funktion leider manuell auslösen. Etwas trügerisch erscheint das schnelle Einfrieren bei den Geräten von Kerbl und Vogel Germany — manuell würde man den Waagen noch wenige Sekunden mehr zum Wiegen geben. Immerhin: Bei den Modellen von Kerbl und Kern könnte man die Automatikfunktion deaktivieren. Zudem bieten beide Kern-Modelle verschiedene Zusatzfunktionen für den Holdmodus, zum Beispiel, um den Spitzenwert einzufrieren.
Eine sinnvolle Geräte-Abschaltautomatik haben alle Modelle. Allerdings gehen die hinterlegten Abschaltzeiten weit auseinander: Die Waage von Burg Wächter schaltet schon viel zu früh nach 30 s ab, die Waage von Kerbl nach frühen 60 s, und die Modelle von KKmoon und Vogel Germany nach 120 s.
Praktisch sind die längeren Abschaltzeiten von Kern mit gut 220 s, um beispielsweise schon vor dem Abdrehvorgang das Gewicht des Auffangbehälters zu tarieren.
Selbst bei der Handhabung gibt es große Unterschiede. Positiv herausgestochen hat die rutschfeste Silikonkante der Burg Wächter-Waage und die hochwertig wirkende Qualität von Kern. Bei der günstigeren Kern-Waage passte lediglich die Bedienung über die Folientaster nicht in das gute Gesamtbild.
Unnötige Details
Zusatzfunktionen wie integrierte Maßbänder und Thermometer (KKmoon und Kerbl) sind nett, haben aber fürs Angeln mehr Relevanz als für die landwirtschaftliche Praxis. Sinnvoll erachten wir kräftige Zugpunkte und Details wie Arretierungsmöglichkeiten für den unteren Lasthaken (KKmoon und bei der preiswerten Kern-Waage). Ebenso sinnvoll ist die enthaltene Tasche beim Modell von Burg Wächter.
Wir fassen zusammen
Fünf der sechs getesteten Waagen messen mit Abweichungen unter einem Prozent — auch im preiswerten Segment. Positiv fällt die knapp 60 Euro teure Kern-Waage mit sehr exakten Messwerten auf. Dieses Gerät hat die Referenzwerte ohne nennenswerte Abweichungen angezeigt — super. Wer weniger Geld ausgeben möchte, ist mit dem günstigen Modell von KKmoon gut beraten. Beim zweitteuersten Gerät hält uns die frühe Abschaltzeit von einer Kaufempfehlung ab, und beim Gerät von Kerbl die schlechte Lesbarkeit des Displays.
Ebenfalls nicht zu empfehlen ist das Gerät von Vogel Germany mit seinem zu dunklem Display und dem großen Messfehler. Deutlich präziser präsentierte sich das 100-Euro-Gerät von Kern, das aber durch seine Größe etwas zu unhandlich ist und im preislichen Vergleich über die Stränge schlägt.