Gut zu wissen
- Die Streifenförmige Düngung bietet auch bei der wendenden Bodenbearbeitung Vorteile.
- Aus einem 1,5 m³ Fronttank wurde die Gülle hinter jedem zweiten Schar abgelegt.
- Der Mais zeigte im Vergleich eine bessere Jugendentwicklung.
Strip-Till und Pflug — das passt nicht zusammen. In der Tat ist diese Kombination ein Paradoxon, denn beim Strip-Till-Verfahren soll der Boden in Ruhe gelassen werden und nur die Streifen, die für das Wachstum der Pflanze wichtig sind, werden bearbeitet (profi 8/2012 „Lasst den Boden in Ruhe“).
Dass bei diesem Verfahren die streifenförmige organische Düngung unter der Saat pflanzenbauliche Vorteile bringt, ist bereits erwiesen, und so hat sich das Verfahren in einigen Regionen Deutschlands etabliert. Die Stickstoff-Emissionen in Form von Ammoniak-Ausgasung werden auf ein Minimum reduziert, und die ammoniumreiche Ernährung der jungen Keimlinge soll das Feinwurzelwachstum fördern.
Christian Wiesmann hat mit der Fachhochschule Osnabrück, der Landwirtschaftskammer NRW und dem Lohnunternehmen Hante aus Velen im Münsterland ein neues Verfahren analysiert: die streifenförmige Gülleablage bei der wendenden Bodenbearbeitung. Für diesen Versuch ist der Güllepflug entwickelt worden. Zudem berichtet Wiesmann in seiner Abschlussarbeit über die Ansäuerung der Rhizosphäre im Bereich der Wurzeln, was Nährstoffe wie Phosphor freisetzt und das Wachstum der Wurzeln fördern soll.
Streifenförmige Gülleablage: Vorteil Pflug
Mit dieser Methode sind die phytosanitären Vorteile des Pfluges nutzbar. Gerade im ökologischen Anbau von Silomais ohne den Einsatz von chemischen (Total-) Herbiziden ist dieses System interessant. Hier kommt Strip-Till an Grenzen, da der Unkrautdruck zwischen den Reihen dem Keimling erheblichen Konkurrenzdruck bereiten kann. Zudem soll sich der Boden schneller erwärmen. Die streifenförmige Gülleablage nach dem Pflügen in einem separaten Arbeitsgang durchzuführen, wäre eine Alternative. Allerdings sind herkömmliche Methoden mit Reiheninjektor hinter einem Traktor-Fass-Gespann ungeeignet, da die auftretenden Bodenverdichtungen das Wachstum der jungen Maispflanzen beeinträchtigen. Dieses Verfahren ist daher nicht in der Bachelorarbeit berücksichtigt und analysiert worden.
Für die Gülleablage mit wendender Bodenbearbeitung haben Wiesmann, Lohnunternehmer Hante und die Landwirtschaftskammer NRW einen Lemken Juwel TCP V 5+1 so modifiziert, dass drei Injektionsrohre hinter dem ersten, dritten und fünften Körper angebracht wurden. Die Gülle wird von einem 1,5 m³ großen Fronttank über einen Durchflussmengenmesser per Drehkolbenpumpe zu den Injektoren gepumpt.
Das System dient alleinig dem Versuchswesen. Von Schlagkraft kann hier natürlich keine Rede sein, da wären Systeme wie eine Gülleverschlauchung für den Pflug eher denkbar. Weil der Pflug eine stufenlose Einstellung der Schnittbreite erlaubt, hat man die Arbeitsbreite pro Schar auf genau 37,5 cm eingestellt. Ebenso wurde die Vorderfurchenbreite immer wieder kontrolliert, damit die Arbeitsbreiten und Güllebänder für die folgende Aussaat mit einer achtreihigen Kuhn-Einzelkorndrille zueinander passen. Für eine exakte Ausrichtung des Pfluges auf der 4,44 ha großen Testparzelle in Alpen (Niederrhein) hat man Onland gepflügt. Per RTK-Lenksystem wurden die Abstände von Spur zu Spur auf ± 1,5 cm eingehalten.
Per Schlauch wird die Gülle unter den Schlepper zu einem Schneidverteiler gepumpt, der den Dünger auf die drei Rohre verteilt. Damit der Pflug problemlos drehen kann, wurde der Schlauch beweglich unter dem Schlepper angebracht. Die Injektoren mit 75 cm Länge sind über ein Gestänge fest mit dem Pflugkörper verbunden, damit das Gülleband in den fallenden Erdbalken etwa 15 bis 17 cm tief eingebracht wird. Der Boden wurde mit dem Pflug etwa 23 cm tief bearbeitet und gelockert.
Gülleband oder Einarbeitung mit Scheibenegge
Auf einer ökologisch bewirtschafteten Fläche im Landkreis Wesel mit einer fünfgliedrigen Fruchtfolge hat man den Güllepflug mit der konventionellen Gülleausbringung verglichen. Pro Hektar wurden in dem Versuch sowohl in der Pflug- als auch in der Kontrollparzelle 20 m³ Rindergülle (Stickstoffgehalt 2,5 kg/m³) injiziert.
Konventionell heißt, dass die Gülle mit einer am Fass angebauten Scheibenegge am 7. Mai rund 5 cm tief in den lehmigen Sand appliziert wurde. Einige Tage später wurde diese Parzelle gepflügt und mit einer Kombination aus Frontkreiselegge und Heckkreiselgrubber für die Aussaat vorbereitet. Die Güllepflug-Parzelle legte Wiesmann am 9. Mai an, auch mit Saatbettbereitung. Die Aussaat erfolgte am 12. Mai 2020 gleichmäßig auf 6 cm Ablagetiefe ohne mineralische (Unterfuß-) Düngung.
Bessere Jugendentwicklung
Vor der zweiten Güllegabe in den stehenden Maisbestand, hat Wiesmann mit dem GreenSeeker von Trimble die Nährstoffversorgung der Maispflanzen analysiert. Der GreenSeeker-Handempfänger verfügt über einen Sensor, der kurze Impulse von rotem und infrarotem Licht sendet und die Reflexion der Maispflanzen misst.
Die daraus resultierenden NDVI-Werte wurden verglichen und die Inhaltsstoffe N und P der Pflanzen im Labor analysiert. Auffällig war laut Wiesmann die bessere Jugendentwicklung der Maispflanzen.
Visuell war deutlich mehr Wurzelmasse bei den Pflanzen über dem Gülleband zu erkennen. Signifikant höher war die N-Aufnahme dieser Pflanzen, was die Laborergebnisse gezeigt haben. Geringe Unterschiede ergaben die Analysen auf den Phosphor-Gehalt in den Pflanzen. Hier scheint die Art die Applikation keine große Rolle zu spielen.
Geringe Ertragsunterschiede
Am 2. Oktober erfolgte die Ernte auf der Testfläche. Der Ertrag lag bei der streifenförmig gedüngten Variante um 4 t Frischmasse pro Hektar höher (35 % TS). Dieser Mehrertrag ließ sich unter den Gegebenheiten bzw. aufgrund fehlender Wiederholungen nicht wissenschaftlich absichern.
Zukünftig können weitere Verfahren mit gleichem Ziel in Erwägung gezogen werden, z. B. ein Strip-Till-Injektor mit anschließendem Einsatz eines Schälpfluges. Außerdem könnte die Gülle mit Verschlauchungstechnik alternativ auch nach dem Einsatz des Pfluges ausgebracht werden.
Ergebnisse der Bachelorarbeit
Fazit
Christian Wiesmann hat in seiner Bachelorarbeit bewiesen, dass die streifenförmige Depotdüngung unter Maispflanzen auch bei der wendenden Bodenbearbeitung positive Effekte haben kann. Insbesondere die Jugendentwicklung der Pflanzen war im Jahr 2020 deutlich besser als bei der Variante mit der Gülleausbringung mittels Scheibenegge hinter dem Fass.
Die Ertragsmessungen im Herbst ergaben leichte Vorteile für die streifenförmige Variante, die aber statistisch nicht abgesichert werden konnten. Jetzt gilt es die Versuche zu vertiefen und die Praxistauglichkeit und Schlagkraft des „Güllepfluges“ zu verbessern - z. B. mit einer Gülle-Verschlauchung.