Fahrbericht
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Maispflücker Claas Corio mit Stubble Cracker
Claas Corio mit Stubble Cracker: Mais pflücken, Stängel mulchen
Der neue Stubble Cracker für den Maispflücker von Claas soll die Maisstoppel direkt bei der Ernte zerstören. Wir konnten vergangenen Herbst einen Prototypen einsetzen.
Eine effektive Maiszünsler-Bekämpfung beginnt mit der Zerstörung seines (Über-)Lebensraumes für den Winter. Dazu muss die Maisstoppel bis unter den ersten Knoten aufgefasert sein, was eine durchaus anspruchsvolle Aufgabe ist — insbesondere wenn die Stoppeln bereits von Reifen überrollt und zu Boden gedrückt wurden. Hinzu kommt der große Aufwand für einen zusätzlichen Arbeitsgang.
Umso besser, wenn dieser Vorgang direkt hinter dem Erntevorsatz erledigt wird. Claas hat dazu ein „Mulcher-Deck“ entwickelt, das für jeweils zwei Maisreihen am Grundrahmen des Maispflückers befestigt ist. Die obere Anlenkung bilden dabei zwei Hydraulikzylinder, die das Mulcherdeck beim Transport in Position halten.
Die untere Anlenkung besteht aus einem Dreieck, was dem Mulcher-Deck die seitliche Pendelmöglichkeit zur optimalen Bodenanpassung bietet. Außerdem ist das Dreieck über einen weiteren Zylinder mit dem Rahmen des Pflückers verbunden. So können die Mulcher in drei Stufen (mit 35, 45 oder 55 bar) entlastet bzw. auch ganz ausgehoben werden.
Claas Corio mit Stubble Cracker: Geführt über Gleitteller
Spannend ist der Blick unter die Mulcher-Decks. Hier gibt es für jede Reihe eine Art Gleitteller, der mit jeweils zwei Hammer-Schlegeln bestückt ist und so einen Außendurchmesser von etwa 50 cm erreicht. Der Antrieb eines Rotor-Paares erfolgt über je eine Gelenkwelle samt Ratschenkupplung vom Hauptgetriebe des Maispflückers mit 1 200 U/min.
Während das Vorderteil des Corio-Pflückers samt Unterflurhäcksler in Bau und Funktion unverändert ist, wurden die Schlegel der Mulch-Einheiten speziell konzipiert und beschichtet. Claas möchte für die Schlegel und Gleitteller eine Haltbarkeit von mindestens 1 000 ha bei einem achtreihigen Pflücker erreichen.
Mit Drehzahlüberwachung
Gleichzeitig muss das System natürlich mit Fremdkörpern — vor allem Steinen — umgehen können. Dazu wird auch die Drehzahl jeder Einheit überwacht. Kommt es zu einer Blockade bzw. Verstopfung, erhält der Fahrer eine Meldung im Cebis-Terminal, gleichzeitig hebt sich die Einheit kurzzeitig automatisch an, um die Blockade möglichst flott und ohne Zutun des Fahrers zu lösen.
Im praktischen Einsatz funktionierte das System aus der Vorserie schon beachtlich gut. Bei rund 7 km/h Arbeitsgeschwindigkeit mit dem Trion 750 zerstörten die Schlegel die Maisstoppeln bis dicht über dem Boden komplett — da hat der Zünsler keine Überlebenschance. Und selbst ein Kindskopf großer Findling konnte den Schlegeln keinen sichtbaren Schaden zufügen.
Bleibt die Frage nach dem Leistungsbedarf des Stubble Cracker. Laut Claas hat man Versuche mit und ohne Stubble Cracker gefahren, die Unterschiede im Dieselverbrauch betrugen nur rund 2 l/ha. Das bestätigen wohl auch die Messungen in der Erprobungsmaschine, wonach weniger als 3 kW zusätzliche Leistung je Reihe erforderlich waren — das wären nicht einmal 25 kW für den achtreihigen Vorsatz! Außerdem spart man natürlich den zusätzlichen Arbeitsgang.
Einfache Transport-Klappung
Vor dem Klappen des Pflückers zum Transport werden die Mulcherdecks hochgezogen — und sind so auch seitlich durch Anschläge fixiert. Dank Klauenkupplungen wird der Antrieb beim Klappen automatisch getrennt, die Sicht nach vorne wird durch die höher aufbauenden Mulcher allerdings weiter eingeschränkt, zumal die beiden mittleren Einheiten ja auch die Bodenfreiheit unter dem Pflücker reduzieren. Hinzu kommt das zusätzliche Gewicht: Claas nennt beim Achtreiher rund 400 kg zusätzlich.
Laut Claas ist das jetzt vorgestellte System zur bevorstehenden Maisernte für die beiden Claas Pflücker-Bauformen Corio und Corio Conspeed verfügbar. Zum Redaktionsschluss gab es allerdings noch keinen offiziellen Preis für die optionale Ausstattung mit dem Stubble Cracker.