Universaldrillmaschine Amazone Cirrus 9004-2C Grand: Großer Kopf, viele Klappen
Zur Agritechnica hat Amazone eine Cirrus mit 9 m Arbeitsbreite vorgestellt. Wir haben die Drille mit neuem Verteilerkopf und straßenkonformen Transportmaßen Probe gefahren.
Nicht nur in den großstrukturierten Regionen Deutschlands wächst der Bedarf an Großsätechnik — auch in den Nachbarstaaten und ferneren Regionen. Mit der neuen Cirrus 9004-2C Grand zielt Amazone darauf ab und führt gleichzeitig die vierte Generation dieser Baureihe ein.
Ausgerüstet ist die 9-m-Maschine immer mit einem Doppel-Drucktank. Beide Behälter können wahlweise für Dünger oder Saatgut genutzt werden. Eine Ausbringung ist zunächst nur im Single-Shot-Verfahren über die Scharschiene möglich. Weitere Versionen sind in Planung.
Optionale Spurlockerer hinter den Schlepperrädern gibt es neuerdings nur an einem Zwischenrahmen. Daran montierte Zinken können während der Fahrt und am Vorgewende hydraulisch ein- und ausgeschwenkt werden. Die Zinken mit Schmal-, Herz- oder Gänsefußscharen sind einzeln per Feder überlastgesichert.
Versehen ist dieser Dreipunkt-Zwischenrahmen mit bis zu vier hydraulischen Schnellkupplern, Druckluft-, Strom- und Isobus-Anschlüssen sowie Unterlenkerfanghaken der Kat. III oder IVN. Der Rahmen ist auch zur Kombination mit weiteren aufgesattelten Geräten vorgesehen.
Kleiner Vorteil: Das Gerät versetzt den Drehpunkt der gezogenen Sämaschine noch mal um knapp 58 cm nach hinten — das schafft Lenkkomfort. Laut Hersteller sind mit nahezu allen Standardtraktoren Lenkeinschläge von über 90° möglich. Für zwillingsbereifte Schlepper gibt es Rahmenverbreitungen zum Anschrauben. Zum Abstellen liefert Amazone zwei Stützfüße mit. Kosten soll der Rahmen in der Grundausstattung 6.500 Euro (alle Preise entsprechen Listenpreisen ohne MwSt.).
Vor dem Scheibenfeld ist die 9-m-Cirrus ab Werk mit einem Frontpacker ausgestattet. Alternative Werkzeuge gibt es noch nicht. Insgesamt ist der Packer mit 18 Reifen der Größe 10.0/75-15.3 bestückt, wovon jeweils sechs auf einer Welle gelagert sind. Am Vorgewende hebt der Packer aus.
Drei Scheiben zur Auswahl
Für das Scheibenfeld — das stufenlos über ein Steuergerät vom Schlepper in der Tiefe einstellbar ist — gibt es drei Scheibenarten mit einheitlichem Durchmesser: glatte, feingezahnte oder gezackte Hohlscheiben, alle mit 460 mm Durchmesser.
Kommen wir zum Tank: Mit 5.750 l bildet Amazone das obere Ende im Wettbewerbsvergleich ab. Aufgeteilt ist das Volumen im Verhältnis von 40 zu 60 %. Die beiden Tankdeckel schwenken zum Öffnen etwas weiter als 90° nach rechts auf. Nach einer Vorwahl auf dem Terminal kann man die Maschine zum Befüllen auch nur rechts einklappen. Laut Hersteller reicht dann ein Teleskoplader mit 7 m Hubhöhe zum Einfüllen von 1-t-BigBags aus.
Eine Förderstrecke
Unter den Tanks sind elektrische Dosiergeräte für Wechselrotoren eingebaut. Abdrehen kann man gut zugänglich über einen Laufsteg von links. Die erfassten Gewichte lassen sich entweder über das Isobus- oder das optionale, externe Twin-Terminal eingeben. Platziert wird das Abdrehset in einem Staufach nebst Wasserkanister und Seifenspender im Heck.
In den Dosiergeräten sind Leermeldesensoren integriert, für die Tanks gibt es je einen Füllstandssensor mit drei von außen verstellbaren Positionen. Zusätzlich sind auf Wunsch LED-Scheinwerfer zur Innenbeleuchtung und Kameras zur Füllstandskontrolle lieferbar (2.000 Euro).
Der Saatgut- bzw. Düngertransport aus den Tanks erfolgt über eine Förderstrecke. Den Luftstrom erzeugt ein hydraulisch betriebenes Gebläse, das staubgeschützt vor dem Tank platziert ist. Erstmals kann man das Steigrohr unter dem Verteilerkopf bei Verschleiß sektionsweise tauschen.
Premium-Verteilerkopf
Beim Verteilerkopf stellt sich für alle Hersteller die Frage: Ein großer Kopf mit Vorteilen der Ansteuerung und Positionierung oder mehrere kleine mit positiven Aspekten wie gleichlangen Schläuchen und kurzen Reaktionszeiten. Amazone wählt den Weg mit großem Kopf.
Daran ist jeder Abgang mit einer einzeln elektrisch betätigten Klappe versehen. Sobald sich eine Klappe schließt, drehen die Dosiergeräte langsamer. Die Luft kann währenddessen weiter durch einen Bypass in Richtung Schar entweichen. So kann man alle Reihen einzeln schalten, ohne die Saatgut- bzw. Luftführung oder die Querverteilung zu beeinflussen.
Beim An- und Abschalten der einzelnen Reihen reagieren die Klappen wenige Millisekunden zeitverzögert, um die unterschiedlich langen Transportwege zu kompensieren. Zur Saatflusskontrolle in den Schläuchen nutzt Amazone Isobus-Komponenten von Digitroll (11.260 Euro Aufpreis).
Apropos Isobus: Über ein Terminal wie das Amatron 4 (inkl. Lizenzen 4.900 Euro) kann man sämtliche Funktionen vorwählen und dann per Steuergerät ansteuern. Auch die Saattiefe und den Schardruck.
Zur Absicherung überwacht ein Sensor das hydraulische Geber-Nehmer-System der Tiefenverstellung. Ein Vorteil des neuen Verteilerkopfes: Hiermit lassen sich sämtliche Fahrgassensysteme und Spurweiten werkzeuglos realisieren.
Kommen wir zum Reifenpacker: Die Pneus mit bekanntem Matrixprofil (400/55-17.5) sind nun mit einem paarweisen Versatz in Fahrtrichtung angeordnet. Dies verbessert den Bodenfluss im Feld und erhöht die zulässige Achslast für Straßenfahrten. Trotzdem darf die Cirrus im öffentlichen Verkehr keine Restmengen im Tank mitführen. Räumer vor bzw. zwischen den Packerrädern vermeiden Steinklemmer und optimieren die Einebnung.
Zunächst eine Reihenweite
Am bekannten Doppelscheibenschar TwinTec plus mit 380 mm großen Scheiben, innen liegenden Abstreifern sowie kurzen und langen Einarmlenkern wurden zwei Details verändert: Die Abstreifer an den optional unterschiedlich breiten Tiefenführungsrädern sind nach hinten gewandert, und zudem wurde der Komfort zum Ausbau der Saatguteinläufe verbessert.
Als Schardruck sind bis 100 kg pro Reihe möglich. Die Scheiben am Lagersitz kann man zweimal nachstellen. Als Reihenweite gibt es zunächst ausschließlich 16,6 cm.
Auf der Straße haben nur die vier äußeren Packerräder Bodenkontakt.
Die Förderstrecke ist für bis 400 kg/ha bei 15 km/h ausgelegt.
Eine GPS-gestützte Anlage von symmetrischen Fahrgassen ist geplant.
LED-Streifen an der Scharschiene und der Förderstrecke helfen bei nächtlichen Servicefällen.
Der Preis beginnt bei 230.700 Euro. Mit genannter Zusatzausstattung samt Spuranzeigern und Vorauflaufmarkierern klettert er auf maximal 249.350 Euro an.
Wir fassen zusammen
Mit der neuen Cirrus 9004-2C Grand bietet Amazone nun eine 9 m breite Universaldrillmaschine mit Doppeltank für Großbetriebe an. Das Konzept verspricht ein gutes Preis-/Leistungsverhältnis. Weitere Ausstattungsoptionen folgen. Auf die Straße darf die Maschine nur mit leerem Tank.