Gut zu wissen
- Die 90-köpfige Milchviehherde von Nebenerwerbslandwirt Beerhalter kommt auf einen Herdendurchschnitt von über 13 000 kg.
- Durch die Kombination aus Hochsilo und Fütterungsroboter spart der Landwirt täglich viel Zeit und teuren Diesel.
- Für einen reibungslosen Betrieb von Hochsilos kann eine gewisse Technikbegeisterung und Improvisationsgeschick nicht schaden.
Wenn Klaus Beerhalter morgens zur LBV Buchstelle Aalen fährt, bekommt seine hochleistende Herde das zweite Mal frisches Futter vorgelegt. „Ohne Hochsilos und Fütterungsroboter könnte ich meinen Beruf als Steuerberater an den Nagel hängen“, resümiert er beim profi-Interview mit Blick auf Job und Milchviehbetrieb.
Tatsächlich hat Beerhalter — anders als seine Frau Lisa — den Beruf des Landwirts nicht erlernt. Als Steuerfachmann wohl aber das Rechnen und Kalkulieren: Seine 90 Melkenden stehen zusammen mit der Nachzucht in einem Stall von 1996. Trotz des alten Gebäudes liefert jedes Tier 40 kg Milch am Tag bzw. gut 13 000 kg im Jahr.
Gemolken wird in einem Swing-Over-Melkstand mit 36 Plätzen von 2018. „Während des einstündigen Melkens erledigen wir auch gleich die Tierkontrolle. Bewusst haben wir uns deshalb gegen ein automatisches System entschieden.“ Anders beim Füttern: „Der 2015 für 65 000 Euro installierte Fütterungsroboter war nicht nur viel günstiger als ein Melkroboter. Er spart mit Blick auf meinen Beruf vor allem Zeit. Und die störungsfrei arbeitende Technik verhilft uns zu gesunden und leistungsstarken Tieren“, begründet der Landwirt seine Entscheidung.
Milchviehfütterung: Platz für 70 ha Mais
Weshalb die automatische Fütterung so viel Zeit spart, liegt vor allem an den insgesamt fünf Hochsilos auf dem Hof Beerhalter. Das neueste und mit 25 m Kronenhöhe größte Silo wurde 2015 aufgestellt und fasst 2 620 m3. Durch die im Vergleich zum Fahrsilo rund 30 % höhere Verdichtung können 70 ha Silomais eingelagert werden. Das „nur“ 20 m hohe Betonsilo daneben von 2001 kommt auf 1 347 m3 Volumen und ist für den ersten Grasschnitt reserviert.
Der zweite und dritte Schnitt lagert in einem dritten, 660 m3 großen Holzsilo von 1983. Ebenfalls aus Holz sind die zwei 2017 gebraucht gekauften, jeweils 250 m3 großen Silos zum Einsilieren von 40 ha Feuchtmaismehl ohne Spindel.
Das Befüllen der Silos erfolgt mit einem Himel-Wurfgebläse aus den 1980er Jahren. Vor mehr als 20 Jahren wurde das Gebläse noch von einem Elektromotor mit 25 PS angetrieben, später gab es einen Motor mit 50 PS. Inzwischen hängt Beerhalter seinen Case IH Magnum mit 280 PS davor. Seitdem stimmt die Leistung, und es gibt keine Probleme mehr mit verstopften Rohren. 50 ha Gras schickt er so in zwölf Stunden ins Silo. Beim Mais sind es 30 ha am Tag.
Gehäckselt wird mit einem eigenen Claas Jaguar 870 und drei Kippern mit jeweils 22 m3 Volumen. „Das Entladen eines Kippers dauert gerade einmal fünf Minuten“, beschreibt Beerhalter den Ablauf beim Silieren.
Tüfteln erwünscht
Dass das Einlagern heute so reibungslos abläuft, verdankt der Landwirt auch seinem Erfindergeist — und der Lust am Schweißen: Weil es die für eine gleichmäßige Beschickung des Gebläses wichtige Bunkeranlage mit Dosierwalzen nicht zu kaufen gab, konstruierte und schweißte Beerhalter den Futterbunker selbst. Das Eigengewicht von 10 t lässt erahnen, dass er nicht am falschen Ende gespart hat. Der Blick auf das Fahrwerk von einem Mengele-Ladewagen verrät aber auch, dass Beerhalter ebenso etwas vom Sparen versteht.
„Natürlich war der Bunker erst zu Erntebeginn fertig, so dass zum Lackieren keine Zeit blieb. Irgendwann hole ich das nach. Oder ich verkaufe den hier so und baue einen neuen“, kommentiert er mit einem leichten Grinsen den Vintage-Stil der zuverlässig funktionierenden Bunkeranlage.
Gebrauchte Oben-Entnahme
Wenn das emaillierte Silo von 2015 zu zwei Drittel oder mehr mit Mais befüllt ist, entsteht so viel Gärungs-CO2, dass Beerhalter sich das Abdecken mit Folie sparen kann. Anders beim Beton- und den drei Holzsilos: Weil diese nicht völlig dicht sind, muss der Landwirt unmittelbar nach der letzten Wagenfüllung die Oberfläche einebnen und auch noch eine Folie darüber ziehen.
Hoch die Leiter heißt es dann wieder, wenn der Tag des Öffnens eines der vier Silos gekommen ist. „Das sind die Tage, an denen ich für 20 Minuten oben auf dem Silo sitze und mir unsere schöne Gegend anschaue — während unter mir die Gärgase aus der geöffneten Luke mit einem sichtbaren Flimmern aus dem Lager nach unten fallen“, führt Beerhalter weiter aus.
Nachdem sprichwörtlich die Luft rein ist, folgt der Einbau der Silofräse. Diese fährt in langsamer Schrittgeschwindigkeit kontinuierlich im Kreis und kratzt dabei Futter zur Mitte des Silos. Von hier aus wird es dann von dem Gebläse auf dem Silodach abgesaugt und über Rohre zum Fütterungsroboter in die Scheune geblasen. „Es gibt zwar auch die Möglichkeit der Unten-Entnahme. Der Gedanke, dass bei einer Störung tausend Tonnen Futter über mir einstürzen könnten, gefiel mir aber noch nie. Ich klettere lieber einmal mehr die Leiter hoch“, begründet er seine Entscheidung für die Oben-Entnahme. Dass er mit seinem System vor dem Einsilieren erst die ganze Technik entnehmen muss, stört den findigen Landwirt kaum. Auch deshalb, weil das Entnehmen der Silofräse bei einem vollständig entleerten Silo zu Beerhalters leichtesten Übungen zählt.
Übrigens: Wie bei der 1983 gefertigten Silofräse vom Typ UF1 des Herstellers Taurus setzt der Landwirt auch bei der Entnahme einmal mehr auf gebrauchte Technik. „Einmal im Jahr müssen die Fräsmesser getauscht und bei sinkendem Silofüllstand rechtzeitig ein zusätzliches Gebläserohr eingesetzt werden — wenn man dies weiß und im Alltag beherzigt, hat man bei meinem System keine nennenswerten Probleme“, weiß er zu berichten.
Dass die Fräse in einer Minute nur 100 kg Mais und nur 60 kg Gras fördert, stört ihn nicht. „Der Fütterungsroboter hat ja für seine insgesamt 15 Fütterungsintervalle am Tag reichlich Zeit, da ist die Entnahmeleistung nicht wirklich entscheidend“, erklärt uns der zweifache Familienvater.
Die Kosten
Für die drei großen Silos mit einer Kapazität von 4 500 m3 gab Beerhalter bislang 350 000 Euro aus. Das wären 77 Euro/m3 — was den heutigen Baukosten eines Fahrsilos gleichkommt. Nach Beobachtung von Beerhalter gleichen sich die Kosten für Hoch- und Flachsilos aktuell immer mehr an, da die Bauauflagen für Flachsilos immer umfangreicher und teurer werden.
„Weil ich aber — angefangen vom Abdecken bis zum täglichen Mischen und Füttern — mit dem Fahrsilo mehr Arbeit habe und neben Sprit vor allem Zeit verliere, ist das Hochsilo für mich trotz höherer Investitionskosten wirtschaftlicher als das Fahrsilo“, gibt der auf Finanzen spezialisierte Landwirt uns am Ende als Gedanken mit auf dem Weg.
Fazit
Nach einer Blütezeit in den 1960er Jahren sind Hochsilos heute die Ausnahme. Doch die Technik hat mit Blick auf Leistung und Gesundheit der Tiere sowie auf eine mögliche Zeitersparnis in Kombination mit dem Fütterungsroboter ihre Vorteile. Der Betrieb von Klaus und Lisa Beerhalter ist ein schönes Beispiel dafür. Wie die Eigenkonstruktionen von Klaus Beerhalter zeigen, ist mit einem Hochsilo ein gewisses Händchen für Technik nicht von Nachteil.