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25 Jahre Krone Big M: Konzept mit Karriere
25 Jahre Krone Big M: Konzept mit Karriere
Frühjahr 1996: Der erste Big M Selbstfahr-Mäher rollt aus den Krone-Werkshallen in Spelle. Das ist gut 25 Jahre her. Zeit für einen Blick zurück — und nach vorn.
Über 3 000 Big M haben die Fabrik im emsländischen Spelle bisher verlassen — und Mähen heute rund um den Erdball. Angefangen hat alles bei einem Agritechnica-Messerundgang des damaligen Firmenchefs Dr. Bernard Krone. Eine Kombination aus umgebautem Feldhäcksler und Scheibenmähwerk führte zum Gedanken: „Mähwerke sind doch unsere Kernkompetenz, wir bauen einen kompromisslosen Selbstfahrer!“ Bei Krone lief man dafür aber nicht sofort in die Werkstatt und schweißte einen Prototyp zusammen. Stattdessen wurde eine umfangreiche Machbarkeitsstudie angelegt: Das Know-how aus dem Mähwerksbau sollte mit dem neuen Thema „Trägerfahrzeug“ bestmöglich vereint werden.
Hubert Beulting, Produktverantwortlicher in der Konstruktion und Entwicklung für die Selbstfahrmäher bei Krone, erinnert sich zurück: „In dieser Zeit wurde der Wert hochwertiger Grassilage als Grundfutter mehr und mehr erkannt. Gleichzeitig wuchsen die Betriebe und es wurde mehr Arbeit an den Lohnunternehmer abgegeben.“ Das bedeutete wachsende Anforderungen an die Flächenleistung.
1995 lief die Machbarkeitsstudie an. Verschiedene Konzepte in Hinblick auf Mähwerksanordnung, Anbaukinematik, und Antriebstechnologie wurden untersucht. Das Ergebnis bildeten mehrere Kernpunkte: Drei gleiche Mähbalken mit je 3,20 m Breite sollten einen Austausch untereinander ermöglichen. Außerdem standen eine Hecklenkung und 40 km/h Transportgeschwindigkeit als Ergebnisse in der Studie. Die geforderten 40 km/h waren ein Novum in der Selbstfahrer-Technik und Anstoß vieler Diskussionen: Ist eine Hecklenkung bei dieser Geschwindigkeit noch beherrschbar?
Im Winter 1995/1996 wurde der erste Prototyp des Big M I konstruiert und in Stahl und Eisen aufgebaut. Eine der ersten Praxiserfahrungen: 40 km/h und Hecklenkung sind beherrschbar. Zu der Zeit ein Alleinstellungsmerkmal in der Selbstfahrtechnik — fünf Jahre später präsentierte Krone den ersten 40 km/h schnellen Feldhäcksler.
Bei der großen Presseveranstaltung am 20. Mai 1996, dem offiziellen „Roll out“ des Big M, steuerte Dr. Bernard Krone die Maschine persönlich vor die Werkshallen. Dass es kurz vorher noch heiß her ging, merkte zum Glück niemand: Am Morgen der Premiere erlitt der Prototyp auf dem Weg zur Waschanlage einen Kabelbrand — der in Windeseile provisorisch repariert wurde, um die Maschine trotzdem zeigen zu können. Als der Big M endlich Mähen konnte, folgte die zweite Erkenntnis: Die Flächenleistung war enorm!
Krone bediente sich beim Aufbau der Grundmaschine des Big M unter anderem bei John Deere-Komponenten: So stammten der 300 PS starke Deere-Motor vom Häcksler, genauso wie die für eine gute Übersicht hoch angeordnete Kabine.
Big M: Das Konzept passt
Der Prototyp des Big M I bewährte sich in seiner ersten Saison (1996) — das Konzept passte, große Rückschläge blieben aus. Ab der Saison 1998 wurde die Maschine auch unter härtesten Bedingungen und mit Rollenaufbereiter im Ausland getestet — etwa unter der heißen Sonne Kaliforniens. Hier kam die Maschine an ihre Grenzen: Steine und Sand sorgten für Schäden und Verschleiß an den Mähwerken. Aus diesen Erfahrungen heraus wurden später die einzeln abgesicherten Mähteller SafeCut sowie eine Heavy-Duty-Version des Mähbalkens entwickelt, die eine höhere Unwucht-Toleranz aufweist. Dieses Beispiel zeigt, dass alle anderen Krone-Mähwerke vom Big M profitieren konnten: SafeCut wurde auch bei den schleppergezogenen Mähwerken eingeführt. Ein bis heute entscheidendes Alleinstellungsmerkmal folgte 2000: die Schnecken zur Schwadzusammenführung.
2001 kam das weiterentwickelte Modell Big M II auf den Markt. Zeitgleich wurde bei Krone der Feldhäcksler Big X entwickelt. Dadurch entstand ein Konkurrenzprodukt zu den John Deere-Feldhäckslern, die beim Big M I noch wichtige Komponenten lieferten. Gleichzeitig stieg die Stückzahl der Selbstfahrer bei Krone an. Daher wurde eine eigene Kabine für die Selbstfahrer aus Spelle entwickelt, außerdem sorgte jetzt statt einem John Deere- ein Mercedes-Motor mit 260 kW/354 PS für den Antrieb. Mit der Einführung des Big M II wurde auch eine automatische Drehzahlabsenkung bei Straßenfahrten eingeführt — ein weiteres Novum in der Selbstfahrertechnik. Die Arbeitsbreite wuchs von 9,10 auf 9,70 m.
2005 wurde zudem das Einsatzgebiet des Big M erweitert: In Kooperation mit dem niederländischen Mulcherhersteller van Wamel konnten die Mäheinheiten gegen drei Schlegelmulcher getauscht werden. Die Kooperation besteht bis heute, auch der aktuelle Big M 450 kann mit den speziell entwickelten Mulchern der TriGant-Baureihe ausgerüstet werden.
Mit der Konzeptstudie des Big M 500 stellte Krone 2007 eine komplette Neuentwicklung als großen Bruder des Big M II vor. Eine besondere Herausforderung: die Schwadzusammenführung bei der größeren Arbeitsbreite. Dazu Hubert Beulting: „Da das Schwad zu massig wurde, musste das Material hinter der Hinterachse zusammengeführt werden.“
Krone verlagerte daher die seitlichen, je 4,40 m breiten Mähwerke hinter die Hinterachse. In Verbindung mit dem klappbaren, 5,30 m breiten Frontmähwerk erreicht der 500er dann 13,20 m Arbeitsbreite.
Ein Mercedes-Motor mit 382 kW/520 PS sorgte für den Vortrieb. Nach sechs Jahren und 25 Maschinen wurde die Produktion allerdings eingestellt, die Maschine war für die Anforderungen des Marktes zu komplex.
Der Big M 400 als Weiterentwicklung des Big M II kam ein Jahr später (2008). Als Kraftquelle setzte Krone auch hier auf ein 400 PS starkes Mercedes-Aggregat, für mehr Leistung in massigen Beständen und am Hang. Gleichzeitig wurde die Motordrehzahl sowohl bei Straßenfahrten als auch beim Mäheinsatz im Vergleich zum Big M II deutlich gesenkt. 2011 folgte der Big M 420 mit MAN-Motor. Eine interessante Neuerung fand sich in der Kabine: Krone führte einen eigenen Joystick für die Bedienung des Big M ein. Die vorangegangenen Maschinen wurden über einen Joystick der Fendt Vario-Baureihe bedient.
Video über zwei Big M aus verschiedenen Generationen:
Breiter und schneller
Mit dem Big M 450 präsentierte Krone 2017 die bisher letzte Entwicklungsstufe des Big M. Bei der Arbeitsbreite kamen noch einmal 20 cm hinzu, so dass jetzt 9,90 m erreicht werden. „Aktuell passt diese Arbeitsbreite ganz gut“, ist sich Hubert Beulting sicher. „Der Big M ist gerade in kleinstrukturierten Regionen wie Süddeutschland, Irland und sogar Japan stark vertreten.“ Beim Antrieb der Maschine wechselte Krone zu Liebherr. Außerdem erhielt der Big M die Powersplit-Funktion, über die sich zwei Leistungskurven abrufen lassen können — eine Synergie aus der Häckslerentwicklung. Eine integrierte Grenzlastregelung verhindert zudem, dass die Mäherdrehzahl zu stark abfällt, indem automatisch die Fahrgeschwindigkeit angepasst wird.
Auch für den Fahrer bot der letzte Entwicklungsschritt einen deutlichen Komfortgewinn: Beide Achsen sind hydropneumatisch gefedert, um Mähgeschwindigkeiten bis 25 km/h zu ermöglichen — 5 km/h mehr als beim Vorgängermodell.
2019 kam zudem mit Krone GPS Guidance zur weiteren Entlastung eine Krone-Lösung zur Spurführung in die Optionsliste des Big M. Zusammen mit der Section-Control-Funktion können nach dem Anmähen und Einmessen der Fläche die Mäheinheiten automatisch angehoben und abgesenkt werden. Für ausländische Märkte wurde 2018 der Big M 450 in einer Version mit 11,20 m Arbeitsbreite eingeführt. „Die Maschine basiert auf dem gleichen Grundfahrzeug, allerdings jetzt mit drei je 3,90 m breiten Mäheinheiten und immer mit Rollenaufbereiter CR“, erklärt Christian Holt, Verantwortlicher im Produktmarketing für den Big M. „Durch eine breitere Spur wird das Futter dabei nicht überfahren.“ Neben einer größeren Außenbreite ist die Maschine auch deutlich über 4,00 m hoch.
Der Blick nach vorn
Seit über 25 Jahren ist Krone mit dem Big M auf dem Markt, pro Jahr verlassen rund 150 Selbstfahrmäher das Werk in Spelle. Am Grundkonzept hat sich vom ersten Prototyp bis heute nur wenig geändert: Die Anordnung von Kabine, Mähwerken und Motor blieb gleich, und auch die Arbeitsbreite wurde nur geringfügig angepasst. „Es gibt natürlich großstrukturierte Länder, die größere Arbeitsbreiten abnehmen würden“, weiß Christian Holt. „Der Fokus liegt aber aktuell eher auf Fahrerentlastung, um die Leistung mit einer kompakten Maschine weiter zu erhöhen.“
GPS-Spurführung, Section Control und die automatische Grenzlastregelung — bereits jetzt ist ein teilautonomes Arbeiten mit dem Big M 450 möglich. „Selbstverständlich gibt es Regionen, aus denen ein komplett autonomer Selbstfahrmäher angefragt wird“, berichtet Hubert Beulting. Christian Holt ergänzt: „Als Selbstfahrer bringt der Big M schon viele Grundvoraussetzungen mit, da die Kommunikation zwischen Mähwerken und Grundmaschine einfacher ist als bei Anbaugeräten. Mit Grenzlastregelung, automatischer Mäherentlastung, Spurführungssystem und Section-Control sind schon viele technische Faktoren vorhanden.“ Aber nicht nur der autonome Einsatz ist ein Zukunftsthema: „Mit Blick nach vorne rechnen wir beispielsweise auch mit einem Einfluss elektrischer Antriebe“, verrät Hubert Beulting.
Ganz aktuell ist die Wildrettung: „Aus unserer Sicht ist es unabdingbar, dass Landwirt, Drohnenflieger und Jäger miteinander kooperieren“, hält Hubert Beulting fest. „Die hohe Fahrgeschwindigkeit und die Mittagshitze machen eine Kitzerkennung direkt an der Maschine bisher nicht möglich.“
Auch nach über 3 500 produzierten Big M und vielen Entwicklungsschritten gibt es damit auch in Zukunft noch genug Stoff, um die Geschichte des Big M weiterzuschreiben.