Hecklader haben auch heute noch den Ruf, dass sie eigentlich keine richtigen Lader sind, sondern eher der kompromissbehaftete Abklatsch eines „echten Frontladers“. Je nach Bauart mag das sogar stimmen. Aber selbst einfache Lösungen können bescheidene Ansprüche zufriedenstellen.
Auch heute gibt es noch Hersteller, die sehr spezielle Hecklader für leichte und schwere Arbeiten anbieten. Manche sind als Teleskoplader ausgeführt oder lassen sich auch am Frontkraftheber anbauen.
Fendt hatte bei der Entwicklung des heckangebauten Laders Cargo R für seine Großschlepper anderes im Sinn. Traktoren mit über 200 PS sind nicht gerade die typischen Kandidaten für einen Frontlader, auch wenn Fendt sie im Programm hat. Doch mit dem Cargo R wollten die Allgäuer Traktorspezialisten eine ernsthafte Alternative zu herkömmlichen Frontladern für ihre Großschlepper im Programm führen.
Hinderlicher Frontlader
Oft wird der Frontlader nach dem Einsatz nicht komplett abgebaut, sondern nur das Werkzeug — sei es, weil der Lader häufig gebraucht wird oder weil die ständige Umrüstung zu viel Aufwand bedeutet. Bleibt der Lader am Schlepper, stört er manchmal die Sicht, und man transportiert bei jeder Fahrt unnötiges Gewicht. Außerdem behindern die Schwingen die Zugänglichkeit zum Motor.
Bei Heckladern ist der Grundgedanke ein anderer. Schon bei der Anschaffung weiß man, dass der Lader nur während der Einsatzzeit am Schlepper angebaut ist. Denn Dreipunkt oder Zugmaul werden in der Regel häufiger benutzt. Daher wird der Hecklader meist wie ein normales Dreipunktgerät gesehen: angebaut nur während des Einsatzes.
Auslastung der Rückfahr-Einrichtung mit dem Hecklader Cargo R von Fendt
Dieser Gedanke hat wohl auch die Fendt-Entwickler bewegt, als sie die Einsatzmöglichkeiten des Frontladers Cargo überdacht haben. Hinzu kam, dass Schlepper wie die 800er- (200 bis 260 PS) und 900er-Baureihe (210 bis 360 PS) häufiger mit einer Rückfahreinrichtung ausgestattet sind als kleinere Serien. Weil die RüFa aber nur während der verschiedenen Erntezeiten auf dem Feld oder im Wald eingesetzt wird, ist die tatsächliche Einsatzdauer über das Jahr gesehen überschaubar. Mit dem zusätzlichen Hecklader sollte der Schlepper mit RüFa besser ausgelastet werden.
Der bauliche Aufwand für den Cargo R war erstaunlich gering. Sofern die Rückfahreinrichtung am Schlepper vorhanden war, musste nur eine zusätzliche Konsole als Adapter am Dreipunkt angebaut werden. Und an dieser Konsole wurde der serienmäßige Fendt-Frontlader Cargo 4 X/85 angebaut. Das hört sich zunächst unpraktisch an. Allerdings konnten Lader und Konsole beim Abbau vom Schlepper aneinander gekoppelt bleiben, so dass der Lader wie jedes Dreipunktgerät ohne großen Aufwand an- und abgebaut werden konnte.
Echter Frontlader
Im profi-Fahrbericht (4/2011) zeigte sich, dass der Cargo R ein „echter Frontlader“ ist. Denn mit der Fendt-Rückfahreinrichtung (bei der auch die Bedienelemente gedreht werden) musste man bei der Bedienung keine Kompromisse eingehen. Die Sicht auf die Laderwerkzeuge war bestens — nur bei maximal angehobener Schwinge (Hubhöhe 5,05 m) musste sich der Fahrer etwas nach vorne beugen, um das Werkzeug voll im Blick zu haben. Und die Ausschüttweite von 1,90 m war im Vergleich zu konventionellen Frontladern im wahrsten Sinn des Wortes überragend.
Ganz ohne Kompromisse ging es freilich nicht. Der damalige Cargo 4 X/85 war zweifellos ein starker Lader — er war seinerzeit aber für die 700er Serie (128 bis 239 PS) von Fendt ausgelegt. Wer die „ganze Kraft“ der 800er und 900er einsetzte, konnte den Cargo 4 X/85 trotz der massiven, 500 kg schweren Konsole und der soliden Bauweise überlasten.
Ein „Brecher“, dem auch vor schweren Erdarbeiten nicht bange wird, war der Cargo R also nicht. Aber für Ladearbeiten auf Hof und Feld — z. B. Stapeln von Ballen, Entnahme von Silage, Laden von Schüttgut, Befüllen von Biogasanlagen — war er eine gute Lösung.
Gut für die Nische
Der Cargo R war sicher eine gute Idee für spezielle Einsatzzwecke. Die Nachfrage lag jedoch nur im zweistelligen Bereich und war damit so gering, dass Fendt den Hecklader 2015 aus dem Programm nahm. Und das Beispiel Cargo R zeigt wieder einmal, dass individuelle Technik zwar für einige Betriebe wertvoll, aber durch ihre niedrige Stückzahl für große Hersteller nicht wirtschaftlich darstellbar ist.
Wussten Sie, dass…
...man mit dem Cargo R sehr standsicher unterwegs war? Denn der Lader wurde von der starren Hinterachse des Schleppers geführt.