Vom umgekippten Anhänger über eine verzogene Traktorkabine bis zum krummen Schneidwerkstisch — die Firma Geißler weiß, wie man es wieder gerade bekommt.
Unfälle passieren — das Wichtigste ist, dass keine Personen zu Schaden kamen. Denn die Technik lässt sich oft wieder richten. Wir haben das Unternehmen Fahrzeugbau Geißler in Wechselburg (Sachsen) besucht und waren erstaunt, was sich alles wieder in Form bringen lässt. Neben einem umgekippten TS 30.14-Auflieger von Annaburger, der zum Zeitpunkt unseres Besuchs repariert wurde, zeigen wir Ihnen noch ein paar weiter Reparaturbeispiele.
Analyse des Schadens
Als ersten Schritt steht immer die genaue Analyse des Schadens auf dem Programm. Auf Grundlage dessen erstellt Geißler einen Kostenvoranschlag für die Reparatur.
Jetzt bestellen und weiterlesen!
profi - Das Fachmagazin für Landtechnik
Upgrade für Heftleser
Heftleser? Jetzt günstig upgraden!
25,80 EUR
/
Jahr
Profitieren Sie vom nahtlosen Überang zwischen Heft und Website
Zugang zu sämtlichen Inhalten auf profi.de
Zugriff auf alle profi Ausgaben und Sonderhefte (Digital)
Unfälle passieren — das Wichtigste ist, dass keine Personen zu Schaden kamen. Denn die Technik lässt sich oft wieder richten. Wir haben das Unternehmen Fahrzeugbau Geißler in Wechselburg (Sachsen) besucht und waren erstaunt, was sich alles wieder in Form bringen lässt. Neben einem umgekippten TS 30.14-Auflieger von Annaburger, der zum Zeitpunkt unseres Besuchs repariert wurde, zeigen wir Ihnen noch ein paar weiter Reparaturbeispiele.
Analyse des Schadens
Als ersten Schritt steht immer die genaue Analyse des Schadens auf dem Programm. Auf Grundlage dessen erstellt Geißler einen Kostenvoranschlag für die Reparatur.
Jetzt bestellen und weiterlesen!
profi - Das Fachmagazin für Landtechnik
Upgrade für Heftleser
Heftleser? Jetzt günstig upgraden!
25,80 EUR
/
Jahr
Profitieren Sie vom nahtlosen Überang zwischen Heft und Website
Zugang zu sämtlichen Inhalten auf profi.de
Zugriff auf alle profi Ausgaben und Sonderhefte (Digital)
„Oft sind es Versicherungsschäden, die wir reparieren. Gelegentlich kommt es aber auch vor, dass Kunden kostengünstig Unfallfahrzeuge erwerben, die wir dann wieder instand setzen“, berichtet Geißler. Bei unserem Besuch stand zudem ein Vierachs-Muldenkipper mit verzogenem Chassis und demoliertem Führerhaus auf der Richtbank. „Da die Lieferzeiten solcher Fahrzeuge lang sind und der Wiederbeschaffungswert hoch, entschied sich der Besitzer für die zeitwertgerechte Instandsetzung. Wir richteten das Chassis und montieren die Kabine eines gebrauchten Lkw.“ Eine Herausforderung bei der Schadensbegutachtung ist es, auch schadhafte Bauteile zu erkennen, die nicht auf den ersten Blick ersichtlich sind. Im Fall des Aufliegers von Annaburger ist z. B. das linke Kipplager leicht verformt und muss ebenfalls getauscht werden. Auch wenn man es aufgrund des Schadbildes oft nicht sofort erkennt, kann auch das Chassis in Mitleidenschaft gezogen werden. Hierüber geben erste Vermessungen mit moderner Technik Aufschluss.
Optische Vermessung
Um das Chassis wieder in die Spur zu bekommen und auch kleinsten Verzug zu bestimmen, nutzt Geißler ein modernes optisches Vermessungssystem. Anders als bei einem System per Laseranzeige ist dieses in der Lage, einen Seitenverzug, eine senkrechte Verbiegung und die Torsion zu bestimmen und in einer Software anzuzeigen. Hierzu wird eine Kamera zentriert an einer Felge des Fahrzeugs montiert.
Vor der Reparatur wird jedes Fahrzeug mit einem optischen System vermessen. So lässt sich Verzug im Chassis identifizieren und bestenfalls auch ausschließen.
(Bildquelle: Bertling)
(Bildquelle: Bertling)
Ein Laser mit angebrachter Skala gibt während des Richtprozesses Aufschluss über den Fortschritt.
(Bildquelle: Bertling)
Der Verzug wird automatisch errechnet und angezeigt. Somit lässt sich an den entsprechenden Messpunkten genau erkennen, wie weit das Chassis gerichtet werden muss.
(Bildquelle: Bertling)
Häufig werden die Lagerungen der Kipperbrücke in Mitleidenschaft gezogen. Auch hier ist sie geweitet und wird getauscht.
(Bildquelle: Bertling)
Am Fahrzeugrahmen werden dann Halter angebracht, an denen außen sogenannte Reflektionstafeln befestigt sind. Diese Tafeln werden schrittweise am Fahrzeugrahmen entlang verschoben. Das System vergleicht anschließend die Aufnahmen der Tafeln zueinander und ermittelt daraus mögliche Abweichungen. „Generell ist eine Abweichung bei Fahrzeugrahmen von 5 mm über die gesamte Fahrzeuglänge tolerierbar“, so Geißler.
Vorgehensweise beim Richten
Nach der ersten Vermessung ist klar, ob der Fahrzeugrahmen einen Schaden davon trug oder ob nur der Aufbau beschädigt ist. Muss auch das Chassis gerichtet werden, wird dieses mit Kettenzügen auf dem Hallenboden fixiert. Über hydraulische Böcke wird das Chassis dann mit bis zu 20 t bei 700 bar Hydraulikdruck wieder in Form gebracht. „Es benötigt Erfahrung, die passenden Stellen für das Verzurren und die Böcke zu identifizieren“, weiß Geißler.
Vor allem, wenn der Anhänger hochgekippt umgefallen ist, entsteht oft eine Torsion, also eine Verdrehung im Fahrzeugrahmen. Meist ist es dann erforderlich, das Fahrzeug in mehreren Schritten zu richten und erst den seitlichen und im Anschluss den vertikalen Verzug zu beheben. Generell erfolgt das Richten auf größerer Länge verformter Rahmen ohne Einfluss von Wärme im Kaltverfahren.
Induktives Warmrichten
Sind z. B. dickwandige Bauteile innerhalb eines kleinen Bereichs verformt, lassen sich diese an der gestreckten Stelle warmrichten. Hierbei erhitzt man das Bauteil im Bereich der Verformung bis zu einer bestimmten Tiefe des Werkstoffs.
Beim Auskühlen zieht sich der Werkstoff dann etwas zusammen, wodurch z. B. die Form verbogener Rohrprofile beeinflusst wird. Ein großer Vorteil dieses Verfahrens gegenüber dem Flammrichten mit offener Flamme: Das Material kann durch den Einsatz moderner Induktionsgeräte (profi 11/2021) sehr genau erwärmt werden. Zudem ermöglicht die Technik eine materialschonende Erwärmung bis etwa 1 000 °C. Dadurch werden Gefügeveränderungen und Spannungsrisse des Feinkornstahls bei richtiger Anwendung größtenteils verhindert.
Neben professionellen Richtarbeiten führt das Unternehmen sämtliche Schweißarbeiten selbst durch. Dazu zählt auch das Schweißen von Rissen in tragenden Teilen wie dem Chassis. Hierfür gibt es Mitarbeiter mit entsprechenden Zertifikaten.
Bei größeren Schäden an Aufbauten, die durch das reine Richten nicht mehr zu retten sind, fertigt das Unternehmen die entsprechenden Sektionen selbst und setzt diese wieder ein. Bei Reparaturen, die Geißler nicht selbst durchführt, wie umfangreiche Lackierungen oder das Instandsetzen defekter Hydraulikzylinder, arbeitet das Unternehmen mit Partnerfirmen zusammen.
Zusammenfassung
Es ist erstaunlich, was professionelle Fahrzeugbau-Unternehmen wie Geißler retten können — seien es umgekippte Anhänger, verunfallte Lkw oder verzogene Landmaschinen. Die passende Ausstattung und das Know-how der Mitarbeiter machen es möglich. Da vor allem beim Kaltrichten oft mit großen Kräften gearbeitet wird, ist von gefährlichen Selbstversuchen in der eigenen Halle abzuraten. Die richtige Ausstattung und die Erfahrung der Profis macht hier den Unterschied.
Fahrzeugbau Geißler
Das Unternehmen Fahrzeugbau Geißler mit Sitz im sächsischen Wechselburg gibt es dort bereits seit 1905. Ursprünglich als Dorfschmiede mit Hufbeschlag entstanden, begann das Unternehmen in der Nachkriegszeit mit dem Bau von landwirtschaftlichen Gummiwagen und Fahrzeugen aus Restbeständen des Krieges für die ortsansässigen Bauern.
Zu Zeiten der DDR wurde das Kundensegment auf Fuhrunternehmen und Kraftverkehrsbetriebe erweitert. Einen Meilenstein erreichte Rolf Geißler, Vater von Stefan Geißler, 1969 als er das erste Mischfutterfahrzeug auf Basis eines IFA-Lkw in der DDR entwickelte. Fortan war Geißler auch Vertragswerkstatt des IFA Kombinats für Nutzfahrzeuge. Nach der Wende im Jahr 1991 vergrößerten Vater und Sohn den Betrieb durch den Neubau einer 720 m² großen Halle. Stefan Geißler übernahm den Betrieb 1994, woraufhin 1997 eine weitere Halle folgte. Heute summiert sich die Werkstattfläche auf gut 1.500 m².
Seit 2015 ist das Unternehmen Alltrucks Partner, wodurch direkt mit Zulieferern wie Bosch, Knorr-Bremsen und ZF zusammengearbeitet wird. Geißler beschäftigt mittlerweile rund 18 Mitarbeiter und machte sich als vorbildlicher Ausbildungsbetrieb einen Namen. So gewannen Geißlers Azubis schon mehrfach den Bundespreis im Handwerk des Fahrzeugbaus.
Das Chassis des Lkw links wurde um rund 1 m verlängert. Auch das Instandsetzen beschädigter Siloaufbauten samt Blecharbeiten gehört bei Geißler dazu.
(Bildquelle: Geißler)