Elektronik

Bodensensor Stenon FarmLab 1.6: Weit weg vom Labor

Stenon will mit seinem Bodensensor FarmLab die Bodenanalyse ohne Labor möglich machen. Eine revolutionäre Idee — nur leider sind die Ergebnisse weit weg von den Laborbefunden.

Der Stenon Bodensensor wird wie ein Spaten in den Boden getreten. (Bildquelle: Böhrnsen)

Das im Jahr 2018 gegründete Start-­up-Unternehmen stellte seinen Bodensensor erstmals im Herbst 2019 vor — damals noch unter dem Markennamen „Xlab - powered by Stenon“. Das Gerät soll durch Ein­stechen in den Boden innerhalb weniger Minuten nahezu alle für den Pflanzenbauer wichtigen Bodenkenngrößen ermitteln können. Dazu gehören pflanzenverfügbarer Stickstoff NO3-N und Nmin, die Grundnährstoffe Phosphat, Kalium und Magnesium sowie auch Parameter wie Bodenfeuchte, Textur, pH-Wert, Corg- und Humusgehalt. Ein Multitalent also.
Die Messwerte von bis zu 1 000 Mess­­­po­sitionen mit jeweils drei Einstichen speichert das Gerät in seinem Bordcomputer zusammen mit GPS-Ortskoordinaten und Uhrzeitstempel. Sobald eine Internetverbindung vorhanden ist, lädt das Gerät die Daten automatisch in eine Cloud hoch. Im Web­portal von Stenon kann der Betriebsleiter sie ansehen.

Werte und Karten im Portal

Sogenannte Heatmaps machen die Unterschiede innerhalb eines Schlags sichtbar. Aus den Heatmaps wiederum lassen sich mit Hilfe der Portalsoftware Applikationskarten für eine teilschlagspezifische Düngung generieren. Der Betriebsleiter hat die Möglichkeit, darin die vorgeschlagenen Streu­zonen anzupassen sowie Streurichtung und Arbeitsbreite vorzugeben. Die Streukarten sind für den Import in das Terminal eines ISO-Bus-fähigen Düngerstreuers im shape-­Format exportierbar.
Alles gut gedacht, doch wir wollten herausfinden, ob der Bodensensor Stenon FarmLab hält, was er verspricht. Laut Hersteller gäbe es zwar Streuungen bei den Mess­werten, aber selten würde es hohe Ausreißer geben. Die Abweichungen im Vergleich zu Labormittelwerten wären gering. Der FarmLab-­Bodensensor sei geeignet für Betriebe, die ihre Düngemaßnahmen genauer planen möchten und dafür genaue Daten benötigen. Soweit die Aussagen von Vertrieb und Marketing. Doch bis wir ein Testgerät erhielten, vergingen fast zwei Jahre. Corona kam dazwischen, es gab Lieferengpässe. Und offenbar wollte Stenon auch erst einmal die Ergebnisse der DLG abwarten, die den Bodensensor Stenon FarmLab im September 2021 für die Bestimmung von Bodenfeuchte, NO3- und Nmin-­Gehalt anerkannt hat.

Mietgeräte verfügbar

Seit Anfang 2021 vermarktet Stenon seinen Bodensensor FarmLab nicht mehr über die Marke AgXtend, sondern in eigener Regie. Die Miete beträgt 799 Euro/Monat (Stand Dezember 2021) bei einem Mietzeitraum von mindestens drei Monaten.
Stenon verkauft die Geräte derzeit nicht, weil die Sensortechnologie schnelllebig ist und ständig weiterentwickelt wird. Zurzeit kann der FarmLab-Bodensensor laut Hersteller die Nährstoffgehalte und Boden­eigenschaften in der Schicht 0 bis 30 cm ermitteln.
Für unseren Test mieteten wir ein Gerät zum offiziellen Kurs, ein zweites stellte uns Stenon schließlich doch noch kostenlos zur Verfügung. Somit konnten zwei Stenon-Bodensensoren gegen zwei unabhängige Labore antreten.
Geliefert wird das Gerät in einem stabilen, rollfähigen Koffer. Im Lieferumfang enthalten sind:
  • der Bodensensor einschließlich Kalibrierkappe, Ladegerät und Bedienanleitung sowie
  • vier Ersatz-Leiterplatten,
  • eine zweite Kalibrierkappe sowie
  • eine Bürste und ein Lappen zum Säubern des optischen Messkopfes und außerdem
  • zwei Inbus-Schlüssel für den Austausch von Sensorplatte und Sensorkopf — wobei letzteres dem Service vorbehalten ist.

Sensorfusion

Mit der Methode der sogenannten Informations- oder Sensorfusion verknüpft die Intelligenz des FarmLab-Bodensensors die rein physikalischen Messwerte von mehreren Sensoren zu neuen Informationen wie Nährstoffgehalt, Feuchte, pH-Wert usw.
Die Sensorik an der Vorderseite des Sensorkopfs misst die Lichtreflexion der Bodenpartikel. Dafür sind hinter zwei kleinen mit Plexi­glas versehenen Bull­augen eine NIR-Lichtquelle und ein optischer Detektor montiert. Eine Nase aus Edelstahl leitet Material an dem Fenster der Lichtquelle vorbei, damit die Scheibe nicht verkratzt. Denn Kratzer würden zu unerwünschter Licht­streu­ung führen.
An der Rückseite der Ein­stechspitze ist eine Leiterplatte angeschraubt. Diese erzeugt elektro­mag­netische Wellen und detektiert das reflektierte Signal. Impedanzspektroskopie nennt sich diese Technologie, mit der sich nicht nur der Feuchtegehalt, sondern auch weitere Material­eigenschaften in Flüssigkeiten und Stoff­gemischen bestimmen lassen.
Zusätzlich messen ein Fühler am Sensorkopf die Bodentemperatur sowie weitere Sensoren an der Bedieneinheit des FarmLab-­Geräts die Umgebungsbedingungen: Luftfeuchte, -temperatur und -druck sowie die Helligkeit des Tageslichts.

Nicht ohne zu kalibrieren

Bevor der Bodensensor für die Messung einsatzbereit ist, muss die Elek­tronik einige Minuten warmlaufen und anschließend der optische Sensor kalibriert werden.
Das Kalibrieren dauert rund 40 bis 60 Sekunden. Erfolgreich ist das aber nur, wenn die Kalibrierkappe am Sensorkopf korrekt montiert und die Kappe innen nicht verschmutzt ist. Ansonsten kommt nach den 60 Sekunden Wartezeit eine Fehlermeldung. Die Optik muss lichtdicht abgedeckt sein. Da Stenon ein Nachkalibrieren des Sensors etwa alle vier Stunden empfiehlt, hätten wir uns einen geeigneten Schutzbeutel für die Kappe gewünscht, um diese mit ins Feld nehmen zu können.
Für die Messungen schließlich muss die Sensorspitze wie ein Spaten mit dem Fuß in den Boden getreten werden. Das ist an sich nicht schwierig. Dennoch gibt es hier ein paar Dinge zu beachten: Der Messkopf muss soweit im Boden sein, dass er Bodenschluss hat und die Optik kein Tageslicht sieht.
Nachtreten auf festem Boden ist in Ordnung, aber es darf nicht am Griff hin und her gewackelt werden wie beim Umgraben mit einem Spaten. Es könnten sonst Hohlräume vor dem Sensor entstehen, die das Mess­ergebnis verfälschen. Solche und ähnliche Tipps erhält der Anwender in einer Online-Schulung mit Live-Ansprechpartner und in Youtube-­Videos. Ein Problem für den FarmLab-Bodensensor sind Pflanzenreste. Sie stören den optischen Sensor und lassen unter Umständen die Messwerte für Corg, Humus und den mineralischen Stickstoffgehalt des Bodens unverhältnismäßig in die Höhe schießen. Ist dies der Fall, meldet das Display: Pflanzenreste erkannt. Deswegen sollte auf der Bodenoberfläche liegendes organisches Material beiseite geschoben werden.

Unsere Messungen

Aber abgesehen von der Handhabung interessierte uns natürlich brennend, inwieweit die Sensormesswerte mit den bekannten Laboranalysen übereinstimmen? Und lassen sich die mit dem FarmLab ermittelten Bodennährstoffgehalte tatsächlich für eine Düngeempfehlung nutzen? Klar ist, dass wir einen solchen Test lediglich stichprobenartig unter Praxisbedingungen durchführen können. Um dennoch eine gewisse Streuung der Standortbedingungen berücksichtigen zu können, haben wir auf fünf Ackerschlägen an jeweils zwei Positionen innerhalb der Schläge die beiden Testgeräte eingesetzt und dort an denselben Stellen Bodenproben für die Laboranalysen gezogen.
Dazu stachen wir — wie von Stenon empfohlen — an jeder Messposition mit jedem Bodensensor im Umkreis von 50 cm dreimal ein, und erhielten so für jeden Sensor jeweils ein Ergebnis. Dabei entstanden sechs Einstichlöcher. Genau an diesen Löchern entnahmen wir mit einem Erdbohrer die Bodenproben für eine Mischprobe. Je ein Teil jeder Mischprobe ging in zwei verschiedene Labore: die LUFA NRW in Münster und den Raiffeisen Laborservice in Ormont in der Eifel.

Für gemulchte Flächen ungeeignet

Zwei der fünf Ackerflächen hatte der Landwirt nach der Silomaisernte gegrubbert und in Mulchsaat mit einer Kreiseleggen-Drillmaschinenkombination eingesät. Es lagen nur wenige Erntereste auf der Bodenoberfläche, die die Messungen hätten stören können. Dennoch erkannten die Bodensensoren immer wieder Pflanzenreste. Auch wiederholtes Ein­stechen an anderer Stelle half nicht, so dass wir die Messungen schließlich akzeptierten. Denn im Einstichprofil des Sensors waren keine Pflanzenreste sichtbar. In der Kartenansicht im Portal waren die Messpositionen daraufhin gelb markiert und die Messwerte mit dem Hinweis versehen, dass Pflanzenbestandteile identifiziert wurden. Das ist gut so. Auf den gepflügten Flächen mit gleicher Vorfrucht hingegen konnten wir die Messungen ohne Fehlermeldungen durchführen. Und auch auf einer Grünlandfläche gab es ebenfalls keine Probleme mit dem Messen. Hier entfernten wir vor dem Einstechen das Gras.

Hohe Abweichungen

Die prozentualen Abweichungen der Sensor­messwerte im Vergleich zu den Labor­mittelwerten waren weit größer als erwartet. Hinzu kam, dass noch nicht einmal die beiden Sensoren ähnliche Werte lieferten. Die Grafiken zeigen das eindrucksvoll. So wichen die Sensorwerte für Nitrat-Stickstoff größtenteils um mehr als 50 Prozent, teilweise sogar um über 100 Prozent vom Labormittelwert ab. Auf Grünland war der Messfehler sogar noch größer. Auch für die Grundnährstoffe Phosphat, Kalium und Magnesium zeigte sich ein ähnlich unbefriedigendes Bild. Obwohl die Abweichungen bei Phosphat und Kalium kleiner waren als bei Nitrat, so sind Werte nicht akzeptabel, die zwischen rund 40 bis 70 Prozent über oder rund 25 bis 45 Prozent unter dem Labormittelwert liegen.
Genauso sind die Sensormesswerte für Magnesium eher Zufallstreffer: Einzelne Werte zeigten Abweichungen von nur 3 bis 4 Prozent, andere wiederum von über 200 Prozent!
Eine statistisch gesicherte Auswertung ist bei dem geringen Probenumfang selbstverständlich nicht möglich. Doch wenigstens eine Tendenz, die nicht solche großen Ausreißer aufweist, hätte bei unserem Praxistest herauskommen müssen. Denn schließlich wird der Landwirt den Bodensensor zur Ermittlung der Bodennährstoffe auf seinen Flächen auch nicht öfter einstechen, um ein wahres Ergebnis zu bekommen. Stenon selbst empfiehlt für die Praxis fünf bis neun Messungen mit je drei Einstichen pro Hektar.

Was uns sonst noch auffiel

  • Der Bordcomputer kann per WLAN eine Verbindung zu einem mobilen Hotspot oder einem Internetrouter aufbauen.
  • Für die Bedienung ist das Gerät mit einem 3,5-Zoll-Touchscreen ausgestattet.
  • Der im Gerät eingebaute GPS-Empfänger erreicht laut Hersteller eine Genauigkeit von plus/minus einem Meter.
  • Mit Hilfe eines mobilen Gerätes und der Stenon-Webanwendung kann der Nutzer für Referenzmessungen zu gespeicherten Einstichpunkten navigieren.
  • Die Kapazität des Akkus ist für acht Stunden Einsatzzeit ausgelegt.
  • Der Messbereich für den pH-Wert ist mit 6,0 bis 7,8 unter Umständen zu gering.
  • Der FarmLab-Bodensensor ist laut Hersteller für die Anwendung bis 25 % Bodenfeuchte geeignet, aber nicht wasserdicht. Das ist bei Regen oder auch für die Reinigung bei bindigen Böden ein Problem.
  • Eine Kurzanleitung mit den wichtigsten Warnhinweisen fehlt.

Fazit

Der Stenon FarmLab-Bodensensor liefert Messwerte für NO3, Nmin und Bodenfeuchte, für die sich laut DLG Test mit statistischen Methoden ein Zusammenhang zwischen Labor­analyse- und Sensormesswerten nachweisen lässt. Uns ist es allerdings nicht gelungen, unter Praxisbedingungen mit den Laborwerten vergleichbare Ergebnisse für NO3, P2O5, K2O und Mg zu generieren. Der Einsatz des FarmLab als Grundlage für die teilflächenspezifische Düngung scheint damit fragwürdig. Andere Einsatzempfehlungen des Herstellers könnten das ändern. Hierzu sind unserer An­sicht nach weitere Untersuchungen nötig.

Stenon nimmt Stellung

Weit weg von einem praxistauglichen Vergleich

Der Artikel der “profi” mit dem Titel “Weit weg vom Labor” beruht auf einer fehlerhaften Untersuchung und in vielen Punkten auf unvollständiger Recherche. “profi” vergleicht den Stenon Bodensensor mit Labormessungen und verkennt dabei, dass die Untersuchungen nicht am exakt gleichen Boden erfolgen können. Die kleinräumigen Bodenunterschiede werden fälschlich als Messfehler des Gerätes interpretiert. Weiterhin werden im Artikel mehrfach negative Wertungen und Behauptungen vorgenommen, ohne dass diese belegt sind. Dies hat mit objektiver Berichterstattung wenig zu tun. „profi“ trifft außerdem wiederholt falsche Aussagen zu Fakten, die einfach überprüfbar gewesen wären.
Neben den vielen kleineren Fehlern im Artikel der “profi”, auf die wir am Ende unserer Gegendarstellung nur kurz eingehen werden, verwundert uns hauptsächlich ein Punkt: Wie kann eine Zeitschrift, die eng mit Landwirten und wissenschaftlichen Vertretern dieses Fachgebiets zusammenarbeitet und selbst viele landwirtschaftlich ausgebildete Fachkräfte beschäftigt diesen Vergleich als “unter Praxisbedingungen durchgeführt” bezeichnen? Dabei werden weitestgehend über jahrzehnte anerkannte Praktiken ignoriert. Auch bodenkundliches Fachwissen, was die Unterschiedlichkeit innerhalb von Schlägen angeht, wurde hier gänzlich miss­achtet.
Beachtet man die gute fachliche Praxis zur Bodenprobennahme, z.B. die Empfehlungen vieler Landwirtschaftskammern oder VDLUFA, liegen diese im allgemeinen (nährstoffabhängig) bei 15-20, in einigen Fällen bei bis zu 30, gleichmäßig verteilten Bohrstockeinstichen auf einer Fläche von bis zu drei Hektar Größe für einen repräsentativen Flächendurchschnitt (z.B. LWK NRW https://www.landwirtschaftskammer.de/lufa/probenahme/probenahme-bo den.pdf oder VDLUFA Standpunkt Georeferenzierte Probenahme, 2015; VDLUFA-Methodenbuch 1, A 1.2.1, 2007). Dies sind seit Jahrzehnten etablierte Richtwerte, die damit zusammenhängen, dass die Nährstoffgehalte auf einer landwirtschaftlichen Fläche stark variieren können. Das beinhaltet einerseits großräumige Variationen über 10 bis 100 m wie z.B den ansteigenden Tongehalt in Richtung eines Flussbettes, aber auch sehr kleinräumige Variationen im Bereich von 1 bis 100 cm. Wer schon einmal zwei Bohrstockeinstiche auch nur 30-50 cm voneinander entfernt entnommen und diese getrennt ans Labor geschickt hat, mag wissen wie unterschiedlich die Ergebnisse aussehen können. In Grafik 1 geben wir einige Beispiele. Diese beruhen auf Bodenproben, die im Rahmen unserer DLG-Zertifizierung für NO3, Nmin und Bodenfeuchte unter Aufsicht der DLG auf verschiedenen Feldern entnommen wurden. Die Proben wurden von der DLG anschließend auf fünf verschiedene zertifizierte Labore aufgeteilt und dort analysiert. Entscheidend ist: Die Proben wurden einzeln entnommen und vor dem Versenden an die Labore nicht gemischt, um die Variation innerhalb der einzelnen Parzellen zu untersuchen.
Grafik 1 Betrachtet man zunächst Parzelle 1 auf Feld 1, könnte man meinen der einzelne hohe Wert (Punkt a), der von den übrigen Laborwerten um über 100% abweicht, wäre ein Ausreißer, verursacht durch Fehler bei der Probennahme oder im Labor. Selbst im Vergleich zum durchschnittlichen Laborwert weicht dieser Punkt um über 100% ab. Geht man auf dem Feld nur etwa 2 m weiter, kommt man zu Parzelle 2: Hier findet man zwei Laborwerte in ähnlicher Höhe (Punkte e und f). Bei insgesamt drei Punkten in ähnlicher Höhe von unterschiedlichen Laboren kann man nun nicht mehr behaupten Punkt a wäre einfach nur ein Ausreißer. Wiederum etwa 2 m entfernt von Parzelle 2, auf Parzelle 3, findet man allgemein wesentlich niedrigere NO3-Werte. Der höchste Wert von Parzelle 1 (Punkt a) ist knapp 23 mal (2300%) höher als der niedrigste Punkt in Parzelle 3 (Punkt c) und all das auf unter 9 m² Fläche.
Nun beweist ein Feld noch nicht viel, und auch fünf Felder, wie sie von der “profi” untersucht wurden, sind wie die “profi” in ihrem Text zustimmt nicht geeignet um allgemeingültige Aussagen zu treffen. Allerdings finden sich in den bei der DLG-Zertifizierung gesammelten Labordaten viele solcher Beispiele, welche die Unterschiede des Bodens auf kleinster Fläche belegen. Einige dieser Beispiele von verschiedenen Feldern sind in Grafik 1 auf der rechten Seite zu sehen.
Feld 1 Parzelle 2 und die abgebildete Parzelle von Feld 5 machen auch deutlich, wie leicht hier bei zwei ähnlichen Laborwerten irrtümlich auf die Einheitlichkeit einer Fläche geschlossen werden kann. Hier liegen zwar jeweils zwei bis drei Werte recht nah beieinander, betrachtet man aber mehrere Proben, findet man dennoch recht große Abweichungen, welche die kleinräumigen Bodenunterschiede zeigen. Mischt man den Inhalt mehrerer Bohrstock­einstiche und schickt die gemischte Probe ans Labor, wird das Analyseresultat in der Regel näher an dem im Bild markierten Mittelwert liegen als die einzelnen Proben. Je mehr Bohrstockeinstiche man vereint und je besser man mischt, desto näher wird man einem für die Fläche repräsentativen mittleren Wert kommen. Darauf beruhen auch die Empfehlungen mindestens 16-20 Einstiche vorzunehmen. Ab dieser Anzahl von Einstichen wird angenommen, dass der daraus ermittelte Wert genau genug ist, um eine Fläche zu repräsentieren.
Das FarmLab-Gerät sieht aber durch seine kleinen Fenster nur einen sehr kleinen Ausschnitt des Feldes. Daher empfehlen wir auch auf kleinen Flächen fünf bis neun Messungen mit jeweils drei Einstichen zu machen. Das gilt insbesondere, wenn ein stabiler Mittelwert für die entsprechende Teilfläche gewünscht ist und dieser für einen Vergleich mit Mischproben herangezogen werden soll.
Da das FarmLab-Gerät nur einen kleinen Ausschnitt einer Bohrstockprobe erfasst, kann man Vergleichbarkeit auch nicht dadurch herstellen, dass man mit dem Bohrstock im FarmLab-Loch einsticht (was wir im übrigen auch nicht empfehlen, da das Gerät Boden verdrängt und dadurch die Verteilung einer an dieser Stelle genommenen Bodenprobe verändert).
Selbst wenn die “profi” also Boden aus verschiedenen Bohrstockeinstichen gemischt hat, und damit eventuell nahe an den für die einzelnen Parzellen markierten Mittelwert gekommen ist, sieht eine FarmLab-Messung mit drei Einstichen maximal so viel wie eine Laborprobe im Bild. Und auch hier sind Abweichungen der einzelnen Punkte vom Mittelwert von über 100% keine Seltenheit.
Auch für andere Nährstoffe wie Phosphor, Kalium und Magnesium fanden wir in Untersuchungen auf einer Vielzahl von Feldern starke Variationen auf kleinsten Flächen.
Es ist daher unklar, warum die “profi” die gefundenen Abweichungen als unerwartet darstellt, angesichts des Versuchsaufbaus sind sie es nämlich nicht.
Da wir natürlich an fairen Tests unseres Gerätes interessiert sind, haben wir der “profi” angeboten die Tests mit einem sinnvollen Versuchsaufbau auf unsere Kosten zu wiederholen. Das wären immerhin etwa 6600 bis 8800 Euro, die stenon bezahlt hätte. Die “profi” lehnte dies jedoch ab.
Etwas voreingenommen scheinen uns in diesem Lichte auch Aussagen der “profi” wie “Genauso sind die Sensormesswerte für Magnesium eher Zufallstreffer …”.
Für Kalium unterschlägt “profi” zudem die Information, dass die Bestimmung durch das Gerät hier eindeutig als beta- und damit Test-Version deklariert ist.
Zudem ignorierte die “profi” nach eigenen Angaben auf zwei von fünf Feldern vom Gerät angezeigte Probleme. Die Problem­erkennung des FarmLabs ist darauf ausgelegt den Nutzer davor zu warnen, wenn auf dem Feld Bedingungen auftreten, die die Nährstoffbestimmung durch das FarmLab stören können. Davor wird der Nutzer auch deutlich gewarnt wie auch die “profi” feststellte, nämlich einmal direkt beim Messen auf dem Feld sowie anschließend bei der Analyse der Nährstoffwerte in der stenon WebApp. Die Sensoren des FarmLabs lesen neben Licht im für Menschen sichtbaren Bereich auch Lichtbereiche aus, die jenseits des vom menschlichen Auge wahrnehmbaren Bereichs liegen. Daher können vor dem Sensor auch Probleme auftreten, die dem menschlichen Auge verborgen bleiben. Trotzdem können diese die Nährstoffbestimmung stören. Um zu überprüfen, ob es sich hier nur um “Falschmeldungen” des Geräts handelte, haben wir uns die Daten angesehen, die das von der “profi” angemietete Gerät aufgenommen hat. Eine Grafik dazu ist in einer ausführlicheren Fassung dieser Gegendarstellung auf unserem Blog (https://blog.stenon.io/2022/07/04/weit-weg-von-einem-praxistauglichen-vergleich/) zu finden. Die Daten, die der Sensor der “profi” aufnahm, zeigen deutliche Merkmale, welche für störende Vegetationsreste typisch sind.
Uns ist unklar, warum auf zwei von fünf Flächen trotz mehrfacher Warnung durch das Gerät solch problematische Messbedingungen akzeptiert wurden, statt einfach auf andere Positionen auszuweichen. Die “profi” leitet daher all ihre Aussagen von Untersuchungen mit ungeeignetem Versuchs­aufbau auf nur fünf Feldern ab. Davon hätten auch noch zwei wegen fehlerhafter Messbedingungen nicht akzeptiert werden dürfen. Wir glauben: Ein kompetenter Landwirt kennt die anerkannten Praktiken zur Entnahme von Bodenproben, die derart sinnlose Vergleiche vermeiden würden. Der Test der “profi” ist für uns daher weit weg von “Praxisbedingungen”.
Hinzu kommen viele kleine Fehler in dem Bericht der “profi”. Zum Beispiel ist die dort angegebene monatliche Miete falsch, die Sensor-Fenster sind nicht aus Plexiglas, sondern aus harten Spezialgläsern und das Kalibrationsmaterial besteht nicht aus einer Metalllegierung, sondern einem speziellen Kunststoff. Auch dass Pflanzenreste nur die Messwerte für mineralischen Stickstoff, Corg und Humus beeinflussen können stimmt nicht. Außerdem ist der Sensor zwar tatsächlich nicht wasserdicht, darf also nicht untergetaucht werden, ist aber allseitig spritzwassergeschützt (vom TÜV zertifiziert) und damit bei Regen ohne Probleme verwendbar. Fazit: Es wäre zu schön gewesen, die “profi” hätte sich weniger auf reißerische Aussagen und mehr auf einen wirklich praxistauglichen Vergleich und fundierte Recherche konzentriert. Aber offensichtlich konnte man dem FarmLab mit seriösem Journalismus nicht genug Negativ-Punkte anlasten. Wäre die “profi” an einem sinnvollen Test interessiert gewesen, hätte sie wohl keinen Grund gehabt es abzulehnen die Versuche auf Kosten von stenon unter Beachtung von guter landwirtschaftlicher Praxis und bodenkundlichem Fachwissen zu wiederholen.

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